5.6 C
New York City
Samstag, März 15, 2025

Die perfekte Mutter – sie muss weg


Die perfekte Mutter verhindert Gleichberechtigung, den Erfolg von anderen Müttern und sie frisst Energie. Zeit, sie loszuwerden.

|
Die perfekte Mutter – sie muss weg

Was heisst schon «perfekt»? Welche Mutter ist das – ausser jener, die wir auf Instagram finden und die uns diese vermeintliche Perfektion nur vorspielt? Ich persönlich kenne entweder keine perfekten Mütter, oder dann sind sie es alle – wir alle tun, was wir können, und meist noch ein bisschen mehr.

Gemeingut Frau und Supermom

Der Druck von aussen ist nicht zu unterschätzen: bereits VOR der Schwangerschaft wird jeder Frau über 30 eingeimpft, dass sie nur dann ihre Bestimmung erfahre, wenn sie ein Sort zur Welt bringe! Das finde ich anmassend. Ich kenne einige Frauen, die sich kaum trauen, ihren Nicht-Kinderwunsch öffentlich auszusprechen.

die_perfekte_mutter
Bildquelle: Die Zeit.

Mit der Schwangerschaft geht es weiter – jeder darf kommentieren («Was, du isst rohen Lachs?!»), jeder darf fragen («Wieviel hast du schon zugenommen?»), jede darf ungefragt ihre Geburtsgeschichte beisteuern. So viel Einmischung von aussen verunsichert. Das Grundvertrauen «es dann schon irgendwie richtig zu machen», ist vielen von uns abhanden gekommen.

Wir klammern uns an vermeintliche Vorbilder, die in Tat und Wahrheit wahrscheinlich genauso wursteln wie wir alle.

Das Konzept einer «Supermom», die alles nach Lehrbuch macht, täglich in der Küche das Biogemüse schnippelt, dem Child das Mützchen selbst strickt und an Weihnachten Elfentürchen bastelt, findet da wunderbaren Nährboden, auch weil diese Bilder mit einem Urgefühl verbunden sind, für jemanden zu sorgen. Ich magazine solche Dinge ja auch – wenn sie denn aufgrund eines persönlichen Wunschs entstehen und nicht wegen des Drucks, es machen «zu müssen».

Sanctimommies – die Richterinnen im Netz

Aus beruflichen Gründen bewege ich mich sehr viel auf Fb, in diesen medialen Dörfern namens «Gruppen». Und was ich da teilweise lese, dieses Richten über die, die es vermeintlich weniger intestine machen, dieses «Sanctimommy»-Gehabe, das finde ich beschämend.

Viel eher sollten wir Frauen uns gegenseitig stärken und einander die Steigbügel halten.

Mit mehr Energie und Glaubwürdigkeit wäre es nicht mehr so ein weiter Weg zur echten Gleichberechtigung.

Nach der anfänglichen Verunsicherung durch dieses absolute Übermass an Ratschlägen und des genormten «man sollte», bin ich mittlerweile nach drei Kindern ziemlich taub geworden auf beiden Ohren und höre primär auf meine Instinct. Meine Kinder werden nicht dumm, weil sie mit dem iPad spielen dürfen. Sie werden nicht krank, weil wir ihnen Süssigkeiten erlauben.

Aber ich glaube, sie werden nur dann starke, resiliente und selbstsichere Menschen, wenn ich ihnen zuhöre und sie ernst nehme. Darum möchte ich unbedingt diese Verbindung zu ihnen spüren, sie emotional abholen und ernst nehmen. Das braucht Zeit und Geduld, und die will ich mir nehmen. Manchmal habe ich deshalb für anderes weniger Zeit.

Adé, Perfektion!

Verzicht gehört allerdings zum Elternsein dazu. Die Zeit wird knapper, die Ressourcen auch. Mit fünf Stunden unterbrochenem Schlaf powert niemand mehr so durch den Tag wie in der Zeit vor den Kindern, und trotzdem will jede Minute genutzt sein.

Ich bin mit Brandi Zuckerberg, der Schwester von Fb-Mark, einverstanden, wenn sie sagt: «Work, Sleep, Household, Health, Mates – select 3». Für mehr reicht es einfach nicht. Bei mir sind es übrigens Work, Household und Mates.

Ich bin 2012 mit der Vorstellung schwanger geworden, dass die Vereinbarkeit intestine lebbar ist.

Ich dachte, dass wir in der Schweiz ein Umfeld haben, in dem dies mit viel Organisation sehr wohl möglich ist. Und ich wurde eines Besseren belehrt: Die Schweiz ist nach wie vor auf ein traditionelles Familienmodell ausgerichtet, in dem die Mutter zu Hause auf die Kinder aufpasst.

Fremdbetreuung ist dermassen teuer, dass es sich ab ca. 40 Prozent Arbeitstätigkeit des zweiten Elternteils kaum noch lohnt. Wer keine Grosseltern zur Stelle hat, die diese Aufgabe freiwillig (und free of charge!) übernehmen, steht vor der Entscheidung: Kinder oder Karriere oder beides, wobei bei der letzten Variante das Arbeiten oft als Investition in die Zukunft anzusehen ist und der eigenen Unabhängigkeit und Erfüllung dient, weil es sich finanziell nicht lohnt.

Berufstätige Mütter in der Schweiz, die mehr als die gängigen 50 bis 60 Prozent arbeiten, haben nach wie vor ein Stigma zu tragen. Ein schlechtes Gewissen wird nicht nur eingeredet, sondern empfindet man durch dieses traditionelle Gedankengut der «guten Mutter» gleich auch selbst.

Eine gleichberechtigte Elternschaft wird so von Anfang an quasi verhindert – mit nur zwei Wochen Vaterschaftsurlaub wird die Rollenverteilung ab Geburt zementiert. Und kein Wunder bedarf es einer enormen Anstrengung für ein Paar, sich dieser Norm zu widersetzen und für sich selbst ein Modell zu finden, das für alle stimmt.

You’ll be able to’t have all of it – on the identical time

So musste ich sehr schnell Abstriche machen in meiner utopischen Vorstellung von Work-Life-Steadiness. Vereinbarkeit ist nicht nur eine Frage der Organisation, sondern auch der Emotionen. Ich wollte zum Beispiel meinen Sohn nicht nach fünf Monaten in einer Krippe betreuen lassen, so wie wir das vorgängig geplant hatten. Es fühlte sich für mich nicht richtig an.

Und so mussten neue Lösungen her – denn nein, auf meine Arbeit wollte ich genauso wenig verzichten. Schliesslich conflict sie davor vierzehn Jahre lang mein Fokus gewesen und auch meine Leidenschaft.

Ich habe mich stark verändert. Zuerst conflict ich desillusioniert, danach wütend.

Und jetzt bin ich der Meinung, dass wir für eine Veränderung kämpfen sollten. Der viel zitierte Satz «You’ll be able to’t have all of it» von Anne-Marie Slaughter hat für mich immer noch sehr viel Wahres, auch wenn ich ihn mit «on the identical time» ergänzen würde. Eltern werden hat durchaus Entscheidungen zur Folge, aber die sollte man selber treffen dürfen.

Was heisst perfekt?

Ich conflict und bin Perfektionistin. Nur habe ich meine Definition von Perfektion erneuert. Perfekt heisst nicht, drei Kinder zu haben, einen glänzenden Haushalt (für den übrigens primär die Putzhilfe zu loben ist), eine Karriere (die selbstverständlich anders verläuft, als wenn ich keine Kinder hätte – aber das ist keinesfalls negativ gemeint), eine Figur, der man die drei Kinder nicht ansieht (Wofür? Ich will diese Leistungen ja nicht verheimlichen!), eine verständnisvolle und leidenschaftliche Partnerin zu sein und dann auch noch präsente Tochter, spontane Freundin, progressive Arbeitskollegin.

Nein, perfekt heisst: sich selbst nicht aufgeben und nicht vergessen, wer man ist.

Ich glaube, nur das gibt mir die Kraft, die beste Mutter für meine Kinder zu sein.

Fails – schlechte Mutter oder einfach Mensch?

Natürlich gibt es Momente, in denen ich wahrscheinlich etwas besser machen könnte. Zum Beispiel, wenn ich seit einer halben Stunde dringend auf die Toilette muss, das Child sich aber den Kopf gestossen hat, die Tochter dringend Hilfe braucht beim Schuhe anziehen und der Sohn selbstverständlich genau. jetzt. sofort. und keine Sekunde später seinen blauen Stift haben muss und mir das entsprechend viermal ins Ohr schreit.

Werbung

Dann werde ich laut, manchmal zu laut, und natürlich oft zu unrecht. Denn aus Kinderperspektive gibt es ja nur ein «Jetzt», die Bedürfnisse der anderen werden gar nicht wahrgenommen in den ersten Jahren. Aber für so viel Reflexion habe ich in solchen Momenten keine Nerven, ehrlich gesagt.

Gemäss Studien ist unser Einfluss ja gar nicht so gross, wie wir das immer denken.

Und Kinder «kontrollieren» und «erziehen» zu wollen, ist meiner Meinung nach sowieso eine Phantasm. Kinder kopieren. Wenn ich additionally will, dass sie anständige, liebevolle Menschen werden, muss ich bei mir selbst anfangen.

Weg mit der perfekten Mutter und her mit der Energie

Die Energie, die frei wird, wenn wir uns von diesem Perfektionsdrang lösen, investieren wir am besten in uns, in unsere Kinder und in die Technology an Eltern, die nach uns kommt. Bei der man dann nicht mehr nur über die Mütter, sondern auch über die Väter spricht. Hoffentlich.

Jede Mutter ist perfekt, oder kann perfekt sein, wenn sie sich selbst das Mass aller Dinge ist und nicht versucht, ein gesellschaftliches, imaginäres Konstrukt einer «perfekten Mutter» zu sein.

Autorin

Andrea Jansen hat 2016 Any Working Mother gegründet. Bei mal ehrlich ist sie aktuell für die Strategie und Weiterentwicklung verantwortlich. Sie reist gerne durch das Leben und um die Welt, versucht, mehr zu schlafen und durchzuatmen. Sie ist Unternehmerin, Stiftungsrätin, Journalistin und Mutter von drei Kindern. Seit mindestens fünf Jahren will sie ihre Web site updaten und kommt nicht dazu – bis dahin findet man sie auf Insta als jansenontour.


Informationen zum Beitrag

Dieser Beitrag erschien erstmals am 1. September 2018 bei Any Working Mother, auf www.anyworkingmom.com.
Seit März 2024 heissen wir mal ehrlich und sind auf www.mal-ehrlich.ch
zu
finden.


Magst du Snacks? Information, Aktionen, Tipps und Verlosungen:
1x professional Woche persönlich und kompakt im mal
ehrlich

Mail.



Related Articles

Stay Connected

0FollowerFolgen
0AbonnentenAbonnieren
- Advertisement -spot_img

Latest Articles