«Ich bin keineswegs müde oder ausgelaugt. Als dann aber mit der Gruberin Desirée Knaus eine meiner Lehrtöchter Interesse am Salon zeigte, habe ich mich für den Rücktritt entschieden. Und natürlich freue ich mich, dass die Zukunft des Geschäfts gesichert ist», sagt der stets gutgelaunte Figaro, dem niemand seine doch bald einmal achtzig Jahre ansieht. Aufgewachsen in Au, absolvierte Stefan Köppel ab 1962 eine Ausbildung im Herrenfach bei Coiffeur Eugster in Au und anschliessend für Damen im Salon Fehr in Widnau. Nach der erfolgreich abgeschlossenen Lehre folgte ein Berufseinsatz in Chur. Dann wechselte er nach Basel, wo er 1967 auf eigene Rechnung ein Coiffeurgeschäft übernahm. Als das entsprechende Gebäude abgebrochen wurde, sah sich der junge Berufsmann zu einem weiteren Wechsel gezwungen.
Einzug in neues Geschäftshaus in Grub
1969 wurde das im Ortszentrum von Grub neuerstellte Geschäftshaus mit Laden, Tankstelle, Café und einem weiteren grosszügigen Raum zum neuen Wirkungsort von Stefan Köppel. «Ich taufte mein Geschäft ‘Salon pigalle’, was aber von den bodenständigen Grubern als anrüchig und gar nicht zum Dorf passend empfunden wurde. Als dann die entsprechenden Visitenkarten aufgebraucht waren, verzichtete ich auf die an den Sündenpfuhl von Paris erinnernde Bezeichnung», lacht der abtretende Figaro.
Erfolgreich als Experte und Ausbildner
1975 legte Köppel im Damen- und ein Jahr später auch im Herrenfach die Meisterprüfung ab. 19 Lehrlinge erhielten im Gruber Salon ein solides berufliches Rüstzeug, und langjährig stand er als Kursleiter und Prüfungsexperte im Einsatz. Zu Beginn seiner Tätigkeit kostete ein Herrenhaarschnitt 13 Franken. Damen hatten fürs Schneiden 15 Franken zu entrichten, und das anfänglich noch gefragte Rasieren der Herrenbärte kostete 7 Franken. «Natürlich warfare auch ich gezwungen, die Preise im Laufe der Jahre moderat anzupassen. Die stete Weiterbildung warfare mir wichtig, und verschiedene neue Modetrends habe ich mitgetragen, was mir stets gute Kundenfrequenzen sicherte», freut sich der important gebliebene Coiffeur.
Gesunde Foundation für die Zukunft
Kundinnen und Kunden nicht nur aus dem Dorf, sondern aus der ganzen Area verlassen sich teils seit Jahrzehnten auf das solide Handwerk des Gruber Fachmanns. Für seine Nachfolgerin hat er eine ausgezeichnete Foundation geschaffen, und nach verschiedenen Erneuerungsarbeiten ist der Salon ab dem 1. Februar 2025 wieder offen. «Langweilig wird es mir bestimmt nicht. Mein Wohnhaus und ein weiteres, ebenfalls älteres Gebäude in Grub fordern mich immer wieder, und die Besuche meiner vier Kinder samt Familien sowie die beiden Grosskinder sorgen ebenfalls für Betrieb. Und sicher tauche ich ab und zu im Damen- und Herrensalon auf, den ich bei meiner Nachfolgerin in guten Händen weiss», sagt der scheidende Coiffeurmeister, der am 28. Dezember zum letzten Mal im Einsatz steht.
Der Beitrag Der Appenzeller Rekord-Coiffeur hört auf erschien zuerst auf appenzell24.ch.