Das lateinische Zitat «Alea iacta est» geht zurück auf Julius Caesar. Er soll diesen Satz gesagt haben, als er 49 v. Chr. den Rubikon überschritt und damit den Beginn eines vierjährigen Bürgerkriegs einläutete.
Der Satz wird oft übersetzt mit «Der Würfel ist gefallen». Das ist falsch, der Würfel ist erst «geworfen». Und so ist es bei den Wahlen in den USA. Die Wahlzettel sind ausgezählt, Donald Trump ist der Sieger. Fallen wird der Würfel aber erst am 20. Januar um 12 Uhr. Dann beginnt die Amtszeit des neuen Präsidenten.
Was passiert beim Amtsantritt von Donald Trump? Seine Antwort lautet «America first». Diese Antwort bezieht sich nicht auf die Rolle der USA in der Welt. Es geht nicht um die Rettung oder Beglückung des Planeten Erde. Die Aussage zielt auf die Amerikanerinnen und Amerikaner. Sie kommen für Trump zuerst, nicht die Welt. Noch vorher kommt für Trump er selbst, aber das ist eine andere Geschichte.
Das wäre auch das Resultat bei der Wahl von Kamala Harris gewesen. Bei ihrer Präsidentschaft wäre das Gleiche passiert, einfach etwas verzögert und für Amerika kostspieliger. Denn die Zeit, in der die USA die einzige globale Grossmacht waren, ist vorbei. Sie begann 1991 mit dem Untergang der Sowjetunion und endete spätestens dreissig Jahre später mit dem fluchtartigen Rückzug der USA aus Afghanistan.
Das amerikanische Imperium
Die Vereinigten Staaten waren während dreissig Jahren die einzige wirklich globale Macht. Ihre militärische Reichweite – zu Lande, zu Wasser und in der Luft – erstreckte sich ebenso wie ihre wirtschaftliche Kraft sowie die Dominanz des US-{Dollars} auf quick jeden Punkt der Erde. Ihre politische und kulturelle Anziehungskraft conflict gross, die meisten internationalen Institutionen waren von den USA geprägt und widerspiegelten die amerikanischen Interessen.
Das Untergrund-Imperium
In ihrem 2023 erschienenem Buch «Underground Empire» beschreiben Henry Farrell und Abraham Newman, wie Amerika die Welt und ihre Wirtschaft im nichtmilitärischen Bereich militarisierte.
Damit gemeint sind verschiedene Bereiche der vernetzten Welt: Der physische Zugang zum Web und seinen Knotenpunkten, die Kontrolle über virtuelle Netzwerke und deren Requirements, die Macht auf dem Gebiet der Computerhardware und den Software program-Requirements.
Vor allem aber basiert das Untergrundimperium auf der dominanten Rolle des US-{Dollars} und bei den internationalen Institutionen und Requirements der Zahlungs- und Finanzsysteme.
Der US-Greenback, Waffe gegen Feind und Freund
Die mächtigste Waffe der USA ist der US-Greenback. Im Gegensatz zu den Atomwaffen kann diese Waffe jederzeit, dosiert gegen quick alle Feinde eingesetzt werden. Und sie findet seit langem auch gegen Freunde und Verbündete Anwendung. Amerikanerinnen und Amerikaner können sich vor amerikanischen Gerichten gegen Übergriffe des Staates verteidigen, mindestens wenn sie über genügend Geld verfügen.
Die USA sind in der Lage, finanzielle Sanktionen gegen ausländische Staaten, Unternehmen und Einzelpersonen zu verhängen. Für fremde Länder und deren Wirtschaft steht der Rechtsweg praktisch nicht zur Verfügung.
Ein klassisches Beispiel dafür ist der Untergang der Financial institution Wegelin, der ältesten Privatbank der Schweiz, 1741 in St. Gallen gegründet. Sie wurde 2013 durch die USA vom Dollarzahlungsverkehr ausgeschlossen, nachdem ihr die Amerikaner vorgeworfen hatten, amerikanischen Steuerpflichtigen beim Verbergen von unversteuerten Geldern geholfen zu haben.
Die Financial institution entschied sich, ihr Geschäft aufzugeben und verkaufte den Grossteil ihrer Vermögenswerte an die Raiffeisen-Gruppe.
Ein aktuelles Beispiel am oberen Ende der Skala sind die Massnahmen gegen die russische Zentralbank. Nach Russlands Angriff auf die Ukraine im Jahr 2022 verboten die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten Transaktionen mit der russischen Zentralbank und dem Finanzministerium und blockierten rund 300 Milliarden Greenback an russischen Staatsgeldern im Westen.
Ein schwacher Greenback, ein verschuldetes Land
Man könnte annehmen, für seine Dominanz müsste der Greenback stark sein. Das Gegenteil ist der Fall. Zu Beginn des amerikanischen Imperiums 1991 kostete ein US-Greenback 1.36 Franken, heute noch 84 Rappen. Das ist ein Verlust von rund vierzig Prozent. 1970 lag der Preis noch bei rund 4.30 Franken, der Wertverlust beträgt seither achtzig Prozent.
Die finanzielle Scenario der USA ist gleichermassen schwach. Die Militärmacht USA gibt heute mehr Geld aus für die Bezahlung der Zinsen auf den Staatsschulden (1’100 Mrd. $) als für das Militär (920 Mrd. $). Da das Staatsdefizit weiter kräftig wachsen wird, werden die Zinskosten der Staatsschulden weiter steigen.
Die De-Dollarisierung
Für das Ende des amerikanischen Untergrund-Imperiums muss die internationale Rolle des US-{Dollars} und dessen Infrastrukturen abgelöst werden. Man spricht von De-Dollarisierung. Dies ist das Ziel von Ländern, die ihre Abhängigkeit vom US-Greenback als Reservewährung, Tauschmittel oder Rechnungseinheit verringern wollen. Ein solcher Ablösungsprozess ist im Gange. Viele Zentralbanken verkaufen US-Dollaranlagen und ersetzen sie durch Gold, das dadurch historische Höchstwerte erreicht. Es wird viel darüber spekuliert, welche Währung oder welcher Wert die Rolle des US-{Dollars} übernehmen könnte: Der Euro, der chinesische Renminbi, Gold, Erdöl.
Die Antwort heisst: Keine dieser Währungen oder Werte wird den US$ in seiner globalen Rolle ersetzen. Die Zukunft kennt keine einzelne globale Währung mehr, sondern eine Vielfalt von Währungen, Werten und Systemen. Das ist aus der Sicht der ökonomischen Effizienz vielleicht bedauerlich. Die zukünftige Realität, die globale finanzielle Vielfalt ist politisch aber erwünscht, mindestens für die Feinde und die Freunde der USA.
Switzerland first
Was bedeutet dies alles für die Schweiz? Die Aufgabe der Politik ist und bleibt es, den Bewohnerinnen und Bewohner der Schweiz ein friedliches und freies Leben zu ermöglichen. Die Schweiz muss sich in der neuen Vielfalt als gesundes und neutrales Land neu positionieren, die Abhängigkeit vom untergehenden Untergrund-Imperium reduzieren, dem soliden Franken weiterhin Sorge tragen. Dies lässt sich durchaus mit einem positiven, wenn auch kleinen Beitrag an die Weltgemeinschaft verbinden. Vor allem, wenn die Rolle als neutraler Staat und Vermittler klug gespielt wird, wie dies unsere Vorfahren vorgezeigt haben.
Und als kleines Zückerchen bringt die Präsidentschaft Trump der Schweiz das Verschwinden des unsäglichen US-Botschafters Scott Miller aus Bern.