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Donnerstag, Mai 1, 2025

Loslassen lernen und Raum für Neues schaffen


Loslassen lernen

Loslassen ist ein Thema, das uns alle irgendwann im Leben beschäftigt. Ob es der Abschied von einem geliebten Menschen, das Scheitern eines langgehegten Traums oder der Verlust vertrauter Sicherheiten ist. Doch warum fällt es uns so schwer, loszulassen? Und wie können wir lernen, besser damit umzugehen? Der renommierte Psychologe Prof. Hansjörg Znoj erklärt, welche psychologischen Mechanismen dahinterstecken und gibt wertvolle Tipps, wie wir loslassen lernen und den Prozess aktiv gestalten können.

Raum für Neues schaffen

Loslassen ist schmerzhaft, aber
es schafft Raum für Neues.

Hansjörg Znoj

Prof. Hansjörg Znoj ist emeritierter Professor für klinische Psychologie an der Universität Bern und hat sich jahrzehntelang mit der Frage beschäftigt, wie Menschen Krisen überwinden und Resilienz entwickeln. Seine Forschung zeigt: Loslassen ist kein passiver Akt des Aufgebens, sondern ein aktiver Prozess der Neuorientierung – oft schmerzhaft, aber auch befreiend.

Im Gespräch erklärt er, welche Rolle Identität, Investition und gesellschaftliche Erwartungen spielen, warum ältere Menschen besondere Herausforderungen meistern müssen, wie soziale Kontakte uns helfen, Leerstellen nach Verlusten zu füllen und warum der Schmerz des Loslassens untrennbar mit der Schönheit des Erlebten verbunden ist – und wie wir lernen können, beides anzunehmen.

Lieber Herr Znoj, warum fällt uns das Loslassen so schwer?

Loslassen fällt uns dann schwer, wenn wir in das, was wir aufgeben müssen – sei es ein Ziel, eine Gewohnheit oder eine Beziehung –, viel Zeit, Energie, Geld und Emotionen investiert haben. Stellen Sie sich einen Bergsteiger vor, der kurz vor dem Gipfel steht. Die Wetterbedingungen werden gefährlich und er müsste eigentlich umkehren. Doch er hat bereits so viel in sein Vorhaben gesteckt, dass es ihm unmöglich erscheint, kurz vor dem Ziel aufzugeben.

Was hält ihn davon ab?

Der Motivationspsychologe Eric Klinger beschreibt diesen Mechanismus in seiner «Disengagement-Theorie»: Je mehr wir in etwas investiert haben, desto stärker hält uns unser inneres Engagement davon ab, loszulassen. Besonders schmerzhaft wird es, wenn das Loslassen unfreiwillig geschieht – wie beim Verlust eines geliebten Menschen oder Haustieres. In solchen Momenten sind wir gezwungen, gemeinsame Erinnerungen, Liebe und geteilte Zeit loszulassen. Es fühlt sich an, als würde ein Teil von uns selbst verloren gehen. Doch gerade dieser Schmerz zeigt uns auch etwas Wichtiges: Das Verlorene warfare von grosser Bedeutung und hat unser Leben bereichert. Es erinnert uns daran, dass wir intensiv gelebt und geliebt haben.

Wie unterscheidet sich das Loslassen je nach Artwork des Verlustes?

Das Loslassen fällt umso schwerer, je mehr wir in ein Ziel investiert haben – sei es eine Karriere oder ein persönliches Projekt. Je wichtiger und greifbarer dieses Ziel für uns warfare, desto schwieriger ist es, sich davon zu lösen. Noch herausfordernder wird es, wenn wir Gewohnheiten und vermeintliche Selbstverständlichkeiten wie unsere Gesundheit oder Sicherheit verlieren. Solche Verluste zwingen uns, uns an eine neue und oft schmerzhafte Realität anzupassen. Am schwersten wiegt jedoch der Verlust eines geliebten Menschen, eines Haustiers oder das Ende einer Partnerschaft. Solche Beziehungen prägen nicht nur unser Leben, sondern auch unsere Identität. Ihr Verlust hinterlässt eine tiefe Leere und das Gefühl, einen Teil von sich selbst zu verlieren.

Welche besonderen Herausforderungen bringt das Loslassen im Alter mit sich?

Ältere Menschen stehen vor besonderen Herausforderungen, wenn es ums Loslassen geht. Verluste wie der Übergang in den Ruhestand, gesundheitliche Einschränkungen oder der Abschied von geliebten Menschen sind eng mit diesem
Lebensabschnitt verbunden. Solche Einschnitte können das Gefühl verstärken, dass wichtige Teile des eigenen Lebens
unwiederbringlich verloren gehen – sei es die berufliche Identität, körperliche Unabhängigkeit oder soziale Rollen. Gleichzeitig verfügen ältere Menschen häufig über weniger körperliche und mentale Ressourcen, um mit diesen Veränderungen umzugehen, was den Prozess zusätzlich erschwert. Doch das Alter bringt auch eine Likelihood mit sich: Viele Menschen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine grössere Akzeptanz. Sie lernen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und Prioritäten neu zu setzen.

Wie gelingt es uns, besser loszulassen?

Statt gegen den Verlust anzukämpfen, hilft es, ihn anzunehmen und zu verstehen, dass Loslassen zum Leben dazugehört. Gleichzeitig ist es wichtig, den Blick von dem Verlorenen auf das zu richten, was noch möglich ist. Ein Perspektivenwechsel kann dabei unterstützen: Welche neuen Chancen oder Wege könnten sich jetzt eröffnen? Gespräche mit Familie und Freunden, Lesen, kreative Aktivitäten oder Rituale können helfen, diese Möglichkeiten zu erkennen und sich darauf einzulassen.

Wie wichtig sind soziale Kontakte?

Familie, Freunde, aber auch lockere Bekannte – jede Artwork sozialer Kontakte hilft. Es lohnt sich, frühzeitig ein Netzwerk aufzubauen, es stärkt unsere Resilienz und hilft uns, uns weniger allein zu fühlen. Selbst einfache soziale Aktivitäten wie das Mitmachen in einer Turngruppe oder bei einer Jassrunde oder ein wöchentlicher Kaffee mit Bekannten können wertvoll sein. Solche Kontakte bringen neue Perspektiven ein und ermöglichen den Austausch von Erfahrungen.

Können wir dem Loslassen etwas Positives abgewinnen?

Ja, denn Loslassen erinnert uns daran, was uns wirklich wichtig warfare und wie sehr bestimmte Menschen oder Dinge unser Leben bereichert haben. Gleichzeitig öffnet es Raum für Neues. Auch wenn es schwerfällt, bietet Loslassen die Likelihood, das Leben bewusst neu zu gestalten. Mit Mut und Geduld können wir den Schmerz des Verlusts annehmen und daran wachsen. So wird Loslassen zwar nie völlig schmerzfrei, doch es kann uns helfen, neue Perspektiven zu gewinnen und mit Zuversicht nach vorne zu schauen.

Vielen Dank, lieber Herr Znoj, für das aufschlussreiche Gespräch und Ihre wertvollen Einblicke in das Thema Loslassen. Ihre Experience hilft uns, diesen oft schmerzhaften Prozess besser zu verstehen und mit mehr Zuversicht anzugehen.


Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Loslassen gemacht? Welche Strategien haben euch geholfen, diesen Prozess zu bewältigen?

Dieser Textual content ist erstmals als Titelgeschichte im Magazin lively & live erschienen.

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Loslassen ist ein Thema, das uns alle irgendwann im Leben beschäftigt. Ob es der Abschied von einem geliebten Menschen, das Scheitern eines langgehegten Traums oder der Verlust vertrauter Sicherheiten ist. Doch warum fällt es uns so schwer, loszulassen? Und wie können wir lernen, besser damit umzugehen? Der renommierte Psychologe Prof. Hansjörg Znoj erklärt, welche psychologischen Mechanismen dahinterstecken und gibt wertvolle Tipps, wie wir loslassen lernen und den Prozess aktiv gestalten können.Loslassen ist ein Thema, das uns alle irgendwann im Leben beschäftigt. Ob es der Abschied von einem geliebten Menschen, das Scheitern eines langgehegten Traums oder der Verlust vertrauter Sicherheiten ist. Doch warum fällt es uns so schwer, loszulassen? Und wie können wir lernen, besser damit umzugehen? Der renommierte Psychologe Prof. Hansjörg Znoj erklärt, welche psychologischen Mechanismen dahinterstecken und gibt wertvolle Tipps, wie wir loslassen lernen und den Prozess aktiv gestalten können.



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